Sylvia Weber: Grundlagen unseres Zusammenlebens bewusstmachen

Drucken
Die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yιldιz als Gastrednerin beim diesjährigen Frühlingsempfang (© Stadt Frankfurt am Main, Heike Lyding)
Seda Başay-Yιldιz mit Stadträtin Sylvia Weber (© Stadt Frankfurt am Main, Heike Lyding)
Zwischen den Reden im Kaisersaal sorgte die afghanische Gruppe Hamnawa für musikalische Unterhaltung. (© Stadt Frankfurt am Main, Heike Lyding)
Auch in den Römerhallen wurden die Gäste musikalisch unterhalten. (© Stadt Frankfurt am Main, Heike Lyding)
Bei dem Frühlingsempfang wurde den Gästen ein reichhaltiges Buffet geboten. (© Stadt Frankfurt am Main, Heike Lyding)

Beim diesjährigen Frühlingsempfang im Kaisersaal betonen Stadträtin Sylvia Weber und Gastrednerin Seda Başay-Yιldιz vor 400 geladenen Gästen, wie wichtig ein funktionierender Rechtsstaat für unsere offene Gesellschaft ist.

Zu Beginn gedachte Integrationsdezernentin Sylvia Weber der Opfer des islamfeindlichen, rassistischen Terroranschlags von Christchurch in Neuseeland. "Neben all der Trauer sehen wir aber auch, dass Neuseeland geeinter dasteht als zuvor: dass die Anwesenheit eines friedlichen, offenen Islam dort für noch selbstverständlicher erklärt wird als zuvor. Der Attentäter hat unsägliches Leid gebracht, aber: Er hat sein Ziel nicht erreicht", so die Dezernentin.

Weber erteilte jeder Form von Menschenfeindlichkeit eine Absage: "Wer immer sich unserer freien Gesellschaft entgegenstellt, der wird unseren größtmöglichen Widerstand und unsere Verachtung erfahren."

"Niemand ist frei von Vorurteilen"

Eine jüngst erschienene Studie habe ergeben, dass rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland zu den national Orientierten gehöre. Islamophobie und Antisemitismus gebe es auch in liberalen Kreisen. Auch Behörden seien in einem demokratischen System ein Abbild der Gesellschaft, so die Dezernentin: "Niemand ist frei von Vorurteilen und niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass es Diskriminierung, ja einen strukturellen Rassismus in allen Teilen der Gesellschaft gibt. Natürlich ganz unterschiedlich ausgeprägt, mal subtil, mal direkt und offen. Es gibt ihn in Schulen, am Arbeitsplatz, in Parteien, in Vereinen und auch in Behörden."

Die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yιldιz pflichtete der Dezernentin bei. Als Vertreterin eines Mordopfers des selbst ernannten Nationalsozialistischen Untergrunds habe sie feststellen müssen: "Rassismus zeigt sich in Abläufen, Einstellungen und Verhaltensweisen, die durch unbewusste Vorurteile, Nichtwissen, Gedankenlosigkeit und rassistische Stereotype zu Diskriminierung führen." Jeder Bürger dieses Landes müsse sich darauf verlassen können, dass er von den Behörden gleich geschützt und gleich beachtet wird.

Das sei in unserem Rechtsstaat eine Selbstverständlichkeit, sagte Weber: "Es ist Zeit, dass wir uns wieder bewusstmachen, was eigentlich Grundlage unseres Zusammenlebens ist."  Letztlich würden Demokratie und Rechtsstaat in einer offenen Gesellschaft die besten Ergebnisse erzielen.

Nouruz, ein Fest in vielen Ländern

In vielen Teilen der Welt feiern Menschen an Nouruz den Jahresbeginn. In Afghanistan, Albanien, Aserbaidschan, dem Iran, Kasachstan und Kirgisistan ist das Frühlingsfest offizieller Feiertag. Nouruz wird aber auch in vielen weiteren Ländern begangen. Aufgrund seiner über 3.000-jährigen Geschichte ist das Fest immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Auch in Frankfurt hat Nouruz längst seinen festen Platz.

Mit Blick auf das Neujahresfest Nouruz plädierte Weber für einen optimistischen Blick in die Zukunft: "Bei aller Sorge um den Zustand unserer Gesellschaft dürfen wir eines nicht aufgeben: die Hoffnung oder auch die Erwartung, dass die Welt bis zum nächsten Jahr wenigsten ein bisschen gerechter geworden ist." Gleichzeitig dankte sie den Generalkonsulaten der Republiken Kasachstan und Usbekistan sowie den Konsulaten der Kirgisischen und Turkmenischen Republik. Sie luden zu einem Nouruz-Buffet in die Römerhallen ein.