Wichtig, richtig und ganz einfach

Genderneutrale Sprache

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Viele verbinden genderneutrale Sprache mit neuen Schreibweisen. Genderstern, Unterstrich und Doppelpunkt sind Veränderungen der gewohnten Schriftsprache und Kern einer zunehmend erhitzten Debatte. Dabei geht es auch anders. Und oft ist es einfacher, als gedacht. Eine Übersicht mit Empfehlungen und vielen praktischen Beispielen finden Sie hier. Das Infoblatt "Genderneutrale Sprache" können Sie hier als PDF herunterladen.

Sprache kann ausgrenzen und verletzen

Sprache ist mehr als ein Kommunikationsmittel. Sie beeinflusst und formt unsere Beziehungen, bewusst und unbewusst. Sie prägt die Art und Weise, wie wir uns begegnen. Mit Sprache sagen wir nicht nur etwas über die Welt – wir drücken zugleich unsere eigene Weltsicht aus. Dabei reproduzieren wir viele Stereotype oder können versuchen, sie zu vermeiden. Wie wir Sprache verwenden, prägt unsere Gesellschaft und sagt auch etwas über unsere Gesellschaft aus.

Was wir sagen und schreiben, kann auch, ob beabsichtigt oder nicht, zu Ausgrenzung führen: wenn zum Beispiel über eine Gruppe von Menschen nur in der männlichen Form gesprochen wird, obwohl sie aus unterschiedlichen Geschlechtern und Geschlechterrollen besteht. Und nicht nur Schimpfworte, die oft einen sexistischen, rassistischen, homo- oder behindertenfeindlichen Ausdruck haben, verletzen. Sondern auch eine Nicht-Erwähnung, und wenn es dann heißt, Sie seien aber doch 'mitgemeint'.

Das generische Maskulinum reicht nicht  

Die Effekte davon sind gut erforscht. Bereits seit den 1980er Jahren beschäftigt sich feministische Sprachwissenschaft damit, wie wenig Frauen in der deutschen Alltagssprache repräsentiert sind. Bekannt sind auch die Effekte, die bei der Verwendung des sogenannten "generischen Maskulinums" entstehen – wenn also von "Studenten" oder der "Studentenschaft" die Rede ist statt von "Studentinnen und Studenten" oder "Studierenden".

Frauen fühlen sich in solchen Formulierungen, auch wenn sie im Alltag ganz geläufig sind, weniger vertreten oder angesprochen – und sie werden darin auch der Sache nach nicht "wahrgenommen". Umgekehrt gilt das Gleiche: Für Männer ist es sprachlich nicht naheliegend, sich bei Studentinnen angesprochen oder "mitgemeint" zu fühlen.

Sprache entwickelt sich seit jeher weiter

Die gängige Sprachpraxis orientiert sich an männlichen Rollen und ist wie unsere Sprache – und auch mit ihr – über viele Jahrhunderte entstanden. Unsere Welt ist heute anders. Es gehört zur Sprachentwicklung, für neue Sachverhalte neue Sprachformen zu finden, auch für den Umgang mit der Vielfalt an Geschlechtern und Geschlechterrollen.  

Längst eingeführter Standard ist es inzwischen, Frauen durch die Nennung von zwei Geschlechtern sprachlich sichtbar zu machen, also z.B. von Frankfurterinnen und Frankfurter zu sprechen oder Frankfurter/-innen zu schreiben.

Es gibt mehr als zwei Geschlechter

In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein verstärkt dafür, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Dies war schon lange Zeit das Erleben vieler Menschen, es ist inzwischen auch wissenschaftlicher Standard und darüber hinaus geltende Rechtslage. Für die Spiegelung der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten in der Sprachverwendung sind in den letzten Jahren ebenfalls eine Reihe von Vorschlägen entwickelt worden.

Am weitesten verbreitet – und für das Thema genderneutrale Sprache stilbildend geworden – ist das sogenannte Gender-Sternchen, wie in Frankfurter*innen. Hinzugekommen sind auch der Unterstrich und neuerdings der Doppelpunkt, also z.B. wie in Frankfurter:innen. Sie meinen alle drei das Gleiche und werden im gesprochenen Deutsch mit einer kurzen Sprechpause markiert.

Sachlich richtig und höflich

Eine genderneutrale Sprache ist nicht nur eine Frage des Respekts, denn möglichst alle sollen sich gleichermaßen angesprochen fühlen. Häufig ist sie auch einfacher, wie ebenfalls Untersuchungen zum Textverständnis zeigen. Dies überrascht viele, die dabei zunächst an Genderstern, Unterstrich oder Doppelpunkt denken, mit denen Texte komplizierter würden.

Unsere Vorschlagsliste zeigt jedoch: Das muss gar nicht der Fall sein. Und schließlich ist genderneutrale Sprache auch einfach sachlich richtiger. Dies nicht nur, weil Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar werden, sondern auch, weil sie korrekt berücksichtigt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.

Tipps für die Praxis

In dieser Online-Übersicht finden Sie praxisorientierte Empfehlungen & Beispiele zu genderneutralem Sprechen und Schreiben. Mehr erfahren

Das Infoblatt zum Thema können Sie hier als PDF herunterladen.

Wichtige Infos zur Orientierung

“Gender“ – was bedeutet das eigentlich?

Das Wort Gender ist eine Ableitung aus dem englischen Wort gender (Geschlecht). Gender bezieht sich dabei auf das sogenannte soziale Geschlecht – also auf gesellschaftliche Rollen und Eigenschaften, die als 'Mann' oder 'Frau' einer Person zugeschrieben werden.
 

Generisches Maskulinum – mitgemeint, aber auch dabei?

Das sogenannte Generische Maskulinum bedeutet, dass in einer männlichen Form auch Frauen und andere Geschlechtsidentitäten grammatikalisch enthalten und mitgemeint sind. Beispiele: “Jeder Sportler will gewinnen“ und “Alle Läufer kamen ins Ziel“.
 

Einheitliche Regelung angestrebt

Es gibt im deutschen Sprachraum noch keine festen Normen für eine Verwendung des Unterstrichs _ oder des Gendersterns *. Der Rat für deutsche Rechtschreibung und der Duden beobachten derzeit die sprachliche Entwicklung. Für diese Übergangszeit haben sich einige Organisationen und Städte eigene Regeln gegeben.